Zu lahm. Zu langweilig. Zu esoterisch. Und überhaupt war ich mir sicher – ich bin definitiv sowohl zu unflexibel als auch zu unruhig für Yoga. Zugegeben, meine Vorurteile zum Thema Yoga waren zu Beginn meiner Zwanziger vielfältig. Und sie hielten sich hartnäckig. Wenn ich Sport machte, musste es intensiv sein. Kraftsport und High Intensity Training – am besten fünf bis sechs Mal die Woche. Hätte mir mit 20 jemand erzählt, dass ich mit 32 Yogalehrerin bin, ich hätte laut gelacht. Never. Ever! 

 

Erst mein Umzug nach Wien und die vielfältigen Möglichkeiten sich über unterschiedliche Anbieter durch schier unendlich viele Kurse zu testen, bescherte mir meine ersten Yoga-Erfahrungen. Schnell durfte ich feststellen, dass Yoga viel mehr ist, als dehnen. Es sollte dennoch noch zwei weitere Jahre und eine Pandemie brauchen, bevor diese on-off Beziehung zu etwas ernsterem wurde.

 

2020

blieb uns wohl allen in Erinnerung. Ganz egal wo wir waren, welchen Job wir zu dieser Zeit hatten und wer bei uns war – eine weltweite Pandemie, das konnte sich wohl keiner vorstellen. Ich für meinen Teil jedenfalls beim allerbesten Willen nicht. Ich erinnere mich sehr genau an den Anruf meiner damaligen Chefin, vollkommen aufgelöst und unruhig. Waren wir die Tage zuvor noch alle entspannt gewesen, fühlte sie sich an diesem Tag gar nicht mehr wohl damit, dass ich mich auf Berlin in einer Schulung befand während Tschechien die Grenzen zu Deutschland schloss. Ich war noch nie in meinem Leben so schnell am Flughafen, geschweige denn im Flieger. Das Wien in das ich zurückkehrte war ein aufgebrachtes. Überall zogen Menschen durch die Straßen um letzte Einkäufe nach hause zu bringen und zuhause zu verstauen. Was folgte hat jede*r von uns selbst erlebt.

Kurzum: Ein Lockdown und in meinem Fall viele Stunden am heimischen Laptop um Schüler*innen aus aller Welt wieder nach Hause zu holen. Ich arbeitete für eine Austauschorganisation. Gemeinsam mit unserem Reisebüro und dem gesamten Team arbeiteten wir  intensiv und an den meisten Fällen Tag und Nacht. Das Team wuchs enger zusammen denn je und am Ende des Tages lohnten sich die vielen Stunden spätestens dann, als erleichterte Eltern uns anriefen, dass ihre Kinder heile in ihren Armen gelandet seien.

Dennoch – und das spürten wir alle – waren diese Tage sehr intensiv. Emotional und körperlich. 

Zu allem Übel war unser Hund zu diesem Zeitpunkt schwer krank (ein Vorteil der Pandemie war sicher, dass wir ihn zuhause während der wochenlangen Behandlung adäquat versorgen konnten) – was dazu führte, dass auch Spaziergänge, insbesondere in den ersten Wochen eher seltener an der Tagesordnung waren. So spazierte also die halbe Welt fleißig Kilometer um Kilometer, während ich 12 Kilogramm mehrmals am Tag in den Garten hievte.  Nach Ausgleich fühlte es sich nicht so richtig an. 

 

So kam es schließlich, dass ich YouTube anwarf und mich durch diverse Fitness- und Yogavideos scrollte. Hängen blieb ich bei einer von Mady Morrisons Monatschallenges – ein Monat lang jeden Tag etwas Neues ausprobieren schien mir perfekt für den Lockdown. 

 

Just another workout

Es folgten viele Stunden auf meiner Yogamatte zuhause – zunächst mit Mady, später mit Julia.

Julia hatte vor Beginn der Pandemie ihr Studio in Wien eröffnet und sich kurzerhand – wie wohl viele zu dieser Zeit – entschieden, den Moment zu nutzen und ein Online-Angebot zu erschaffen. Ich hatte immer mal wieder von Julia gehört, folgte ihr schon lange auf Instagram und doch brauchte es einen Lockdown bis ich schließlich erst Fan, dann Kundin und später Schülerin wurde. 

Anfangs war ich übrigens fest davon überzeugt,  dass Yoga  einfach nur eine Ergänzung für bzw Abwechslung zu meinen bisherigen Workouts wird. Die Muskeln stärken, ein bisschen flexibler werden und mal was Neues ausprobieren.


Ich hatte ja keine Ahnung.


Von April bis September praktizierte ich fast täglich mit Julia und all den wundervollen Lehrer*innen in ihrem Studio, Yoga wurde zu meiner festen Routine und zu meinem Anker in dem Chaos um mich herum. Ich merkte, dass ich stetig besser wurde, ich liebte die Flexibilität zuhause zu trainieren und praktizieren und doch spürte ich, dass ich mehr wollte. 


Es gibt keine Zufälle

Eines Abends saß ich nach einem recht langen Tag im Büro am Handy. Ein bisschen Ablenkung, ein bisschen müdes Scrollen ohne Hintergedanken. Wir alle kennen es. Zufällig landete ich in einem Instagram-Live von Julia mit einem Tiroler Yogalehrer – Marcel.


Ehe ich mich versah versank ich in diesem Livestream, lachte und hörte aufmerksam zu, nickte und tippte noch währenddessen die Anfrage für meine Anmeldung.


Ich würde 2021 eine Ausbildung machen. Natürlich nicht, um Yogalehrerin zu werden – so ein Quatsch. Ich wollte einzig meine eigene Praxis verbessern,  mir Zeit für mich nehmen und mich weiterentwickeln.

Der Rest ist Geschichte 🙂 #tobecontinued